Donnerstag, 19.5.2016, 20:15 Uhr

Sonia Campanini (Frankfurt)
Agnès Varda, eine Ährenleserin der Bilder und Töne

Fasziniert von der Figur der Ährenleserin in der Malerei des 19. Jahrhunderts, reist und wandert Agnès Varda durch Frankreich und sucht nach zeitgenössischen Ährenlesern, nach Menschen, die liegen gelassene und nicht mehr gebrauchte Objekte Stück für Stück von Feldern und Halden auflesen. Wer sind diese Leute, und was treibt sie an in ihrem Sammeln? Tun sie es aus schierer Not, weil sie sich verpflichtet fühlen, aus Leidenschaft oder aus Tradition? Oder treibt sie ein bestimmter Ethos an, handelt es sich um eine Form des Aktivismus, ja der Kunst? Sind sie stolz auf ihr Sammeln, oder schämen sie sich? Wie unterscheidet sich das Aufsammeln von weggeworfenen Objekten in ländlichen Gebieten von dem in der Stadt? Um diese Fragen zu beantworten, wird Varda selbst zu einer glaneuse, zu einer Ährenleserin von Bildern und Tönen. Mit ihrer kleinen Kamera in der Hand sammelt sie Fragmente auf, in denen Leute zeigen, dass das Sammeln nicht nur ein bloßes Tun ist, sondern ein Verhalten zur Welt und zu den anderen. Und wie andere Sammler, die an Orte zurück kehren, an denen sie besonders fündig wurden, kehrt Varda in DEUX ANS APRÈS zu den Drehortern von LES GLANEURS ET LA GLANEUSE zurück und trifft vertraute und neue Vertreter der Kunst des Auflesens.

Vortrag in englischer Sprache

 

Film:

LES GLANEURS ET LA GLANEUSE, F 2000, 82 Min.

Mitschnitt der Veranstaltung

Goethe-Universität Deutsches Filmmuseum Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main